Einführung
Sehr geehrte Gäste, zuerst möchte ich meinen Dank aussprechen
an Bernhard Kammhuber, Bürgermeister Huglfings, der uns immer tatkräftig unterstützt
an die Firma Faust Linoleum, die es ermöglicht hat, eine weitere Skulptur in ihren Räumlichkeiten auszustellen
und bei der auch zurzeit eine Skulptur zu sehen ist
an die Firma Geyer & Fels, die den Lagerschuppen, trotz Umzug, wieder großzügig zur Verfügung gestellt hat
Marlies Albrecht, Johanna Pallenberg, Christine Melf und all den anderen Helfern des Vereins, die sich auch heute bei der Vernissage um unser Wohl kümmern
Ich möchte ganz von vorne beginnen: Eines Tages sah Elke Traxels Mutter, die eben in Huglfing zu Gast war, aus dem Fenster auf die Straße hinab und verfolgte, wie zwei Frauen eine lebensgroße Skulptur aus einem Fahrzeug hievten. Elke war, nebenbei bemerkt, zweite Vorsitzende unseres Kulturvereins. Elke, schau mal, da unten die schöne Skulptur musst du dir ansehen. Ja, jetzt schau doch mal! So ähnlich soll es wohl gewesen sein. Dort unten stand Hilde Würtheim und ihre beste Freundin Marlies Albrecht, die mittlerweile auch Mitglied in der Vorstandsschaft unseres Vereines ist. Wir greifen uns also schon die guten Künstler und die pragmatischen Unterstützer des Vereins, wie Sie sehen. Das war der erste Schritt zur heutigen Ausstellung. Manchmal beginnt etwas recht still und kommt doch zum Ziel. Das verweist bereits auf Hilde Würtheims Werk.
Ich habe Freunde in Unterfranken, in Iphofen. Den beiden erzählte ich bei einem Besuch, dass Hilde bei uns ausstellen möchte. Hilde Würtheim, die kennen wir doch. Die hat doch vorne in der Galerie gegenüber von unserem holländischen Freund mal ausgestellt. Und dann erzählten wir uns, was wir so wussten. Bei meinem nächsten Besuch in Iphofen entschlossen wir uns, Hilde zu besuchen. Oberhalb Würzburgs, wo auf den Muschelkalkfelsen der gute fränkische Wein wächst, wohnt sie. Am späteren Nachmittag kamen wir an. Stille. Ich steige aus, blicke zum Haus auf der anderen Seite und habe unbestimmt die Empfindung, es sieht mir jemand zu. Ich fühlte mich beobachtet und drehe mich um. Im engen Aufgang zum Garten, tatsächlich, da steht jemand und blickt zu mir herüber. Und noch jemand, wenn ich mich recht erinnere. Erst einen Augenblick später wurde mir klar, dass es Hildes Skulpturen waren, die mich ruhig musterten. Hilde kam heraus, Begrüßung und sogleich die Geschichte, dass die Nachbarin gar nicht so glücklich sei, sie fühle sich nämlich beobachtet...Dann, „ich muss Euch jetzt mal was zeigen“. Sie öffnete das Garagentor und vor uns stand eine ganze Gruppe von Weggefährten und Freunden, von Nachbarn und Passanten, die alle schwiegen und gelassen in eine gegenwärtige und doch sphärische Welt blickten. Eine kleine, sanfte Terrakotta Armee, so kam es mir in den Sinn.
Dann stiegen wir ins Haus hinauf, das voller Kunst, eigener Gemälde und Skulpturen steckt, in jedem Winkel verbirgt sich etwas. Auch ein Gefühl von Abgeschiedenheit von der Welt. Es entstand bei Kaffee und Kuchen eine schöne Stimmung und es wurde das Nötige zur Ausstellung besprochen und über das Leichte geplaudert.
Biografie
geboren in Werneck und aufgewachsen in Unterfranken
1979-1989 --erste Studien im Bereich Malerei und Grafik
Schülerin von Prof. Wieland, München
später Ateliergemeinschaft mit Prof. Wieland und A.Jobst in München und Weilheim
seit 1989 freischaffend tätig in Würzburg
1995, die ersten Skulpturen entstehen
und die erste Ausstellung in Würzburgs
zahlreiche Ausstellungen in Franken, aber auch auf der "Großen Kunstschau" Worpswede, im Emslandmuseum Clemenswerth, im „Thomas Dehler Haus“ in Berlin, in der Ev. Akademie Tutzing und viele andere mehr
um 2014 bekommen Malerei und Zeichnungen wieder mehr Raum in ihrem Schaffen
uns sie ist zudem Mitglied der Vereinigung Kunstschaffender Unterfranken (VKU) und im Berufsverband Bildender Künstler (BBK)
Hilde Würtheim begann mit Malerei, mit Zeichnungen und Graphiken. Ihre bildhauerischen Arbeiten begann sie mit kleinen Figuren. Und Schritt für Schritt, sich stetig vortastend, wurden die Skulpturen größer, bis sie nun heute ihre Technik, wie wir sie hier sehen werden, meisterhaft beherrscht.
Technik und Material
Die Figuren sind in Ton gearbeitet, der nur selten in der hohen Kunst verwendet wird und wenn, dann meist als Zwischenmaterial auf dem Weg zur Bronzefigur; für Entwürfe wird er hingegen häufig verwandt, weil er leicht und rasch formbar ist. An große Figuren wagen sich Künstler nicht so leicht, da die technischen Anforderungen sehr hoch sind. Oft zerbricht etwas, das Öffnen des Ofens nach dem Brennen kann eine herbe Enttäuschung sein, ja manchmal finden sich nur Scherben im Brennofen. Die großen Figuren passen auch nicht in Gänze in den Brennofen, was das Arbeiten zusätzlich erschwert.
Die Figuren werden hohl aufgebaut und bei 2000 Grad gebrannt. Massive Figuren würden bei diesen Temperaturen im Ofen explodieren. Bei all diesen Komplikationen sind kleine Figuren für mich noch machbar, aber Lebensgroße empfinde ich unter diesen Voraussetzungen schon als Herausforderung.
Stützgerüste sind in den Figuren nicht möglich, bei diesen Temperaturen würden sie verbrennen.
Die Lasten des Tons drücken in der Skulptur von oben nach unten.
Der Ton trocknet von außen nach innen, das bedeutet, dass die Trocknung langsam erfolgen muss und es dürfen auch keine Lufteinschlüsse entstehen, die wiederum beim Brennvorgang zu Rissen und Abplatzungen führen würden.
Wir sehen also, es handelt sich hier um eine sehr anspruchsvolle Technik.
Die Figuren werden farbig mit pigmenthaltigen Bindemitteln gefasst. Die Haut bleibt immer in der Farbe des Tons gehalten, oft sind nur Kleidung und Haare, einzelne Akzente farbig gefasst.
Da die Formen dem Material, dem Ton entsprechen, wirken Hildes Plastiken gerundet, geschlossen, sie wirken definitiv nicht expressiv. Hier liegen nicht die Nerven bloß, hier grenzt nicht jede Herzkammer an flimmernde Nervosität. Es ist, als lasse das Material dies schon gar nicht zu.
Was sagen mir diese Skulpturen
Die Sorgfältigkeit im Aufbau (der Skulpturen); stille Reflexion vermitteln sie, als blicke man zurück in und auf sein Leben, ohne es gering zu schätzen, ohne in einem tiefen Schmerz gefangen zu sein, nicht ausgezehrt von den Zeitläuften, den Schicksalen und Umständen, wie uns das im Gegensatz so häufig widerfährt. Keine Spur von Verzweiflung. Auch keine Träumereien. Ich finde nirgendwo Melancholie. Keine Extravaganz. Leben wir so? Gehässige Streitereien mit dem Partner, der Chef quält uns, wir fühlen uns unter den Kollegen bloßgestellt. Grenzen, Kriege. Offenes Leid. So leben wir. Sorgfalt und Beharrlichkeit. Ein feiner Sinn. Nichts Lautes. Hilde Würtheims Figuren wirken aus einer schwebenden Stille heraus, nicht auftrumpfend, doch beständig, konzis und wie ein Gegenentwurf zu unserer zerrissenen Welt.
Nicht das Scheitern steht im Mittelpunkt, sondern das Gelingen in Gelassenheit.
Liebe Freunde der Kunst, ich wünsche Ihnen und uns eine schöne Zeit und ein feines Vergnügen beim Besuch dieser schönen Ausstellung!
Hans Peter Schöler |