Freie Denkstelle, Petra Moßhammer

Weilheimer Tagblatt vom 8. Oktober 2015

Tiere in der Ausstellung; Kunst und das Animalische
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Am vorletzten Tag der Ausstellung mit Gemälden von Petra Moßhammer habe ich mich ein zweites Mal einteilen lassen für die Wacht über die Werke. Nach dem ich mehr als die Hälfte der Zeit in der „gewärmten Stube“ des Stellwerkes verbracht hatte, wechselte ich mit meiner Helferin ab und saß nun im Lagerschuppen nebenan.
Ein kalter Ort. Wenn die Kunst nicht leiden musste, so durfte ich ihr frierend dienen. Mit der Zeit stieg es mir derart kalt die Füße hoch, dass ich mich gezwungen sah, meine Füße mit den Kunststoffsohlen auf den Heizlüfter zu stellen.
Während ich derart kühl saß, vernahm ich plötzlich ein leises Geräusch, als wäre Sand sacht über den Steinboden gerieben worden, ganz wie ein heiseres, feines Flüstern, etwas zwischen Wolle und rauem, grauem Stein. Zuerst nahm ich nicht recht Notiz, als es sich aber wiederholte, wurde ich neugierig. Bockkäfer im Gebälk konnten es nicht sein. Fehlerhafte Elektroinstallationen genauso wenig. Auch strich niemand vor den Bildern umher, ich wähnte mich alleine. Da, ich hörte es wieder, dieses verhaltene Huschen. Ich erhob mich geräuschlos, schritt langsam diesem Laut entgegen und fand meinen Gast vor mir auf dem Boden. Zum Bild hatte es der kleine Interessent wirklich nicht mehr weit. Sehen sie selbst, als ich ihn sah, rührte er sich nicht.
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Kaum hatte ich mich über meinen Fund gefasst und den Eindruck gewonnen, dass es sich hier um ein phänomenales, gattungsübergreifendes Kunstinteresse handeln musste (wie lange hatte er auf dieses Ereignis dort schon gewartet?!), schon kam der nächste zur Tür herein und wählte den ersten Platz im Parkett. Er sah dezent nach links und nach rechts, als wären die Bilder nicht so recht von Interesse, aber er versuchte mich zu täuschen, er war ein echter Aficionado! Bild für Bild wurde sorgfältig taxiert und schlussendlich trat er an sie heran, als wolle er den Duft der Materialien aufnehmen und die Struktur des Farbauftrags geistig kartographieren.
Schließlich kam Hans Huber herein, unser Mann für die Kasse und nahm sich des Interessenten fürsorglich an. Ob da nicht doch ein kleines Geschäfterl, ein Verkauf möglich wäre? Trotz der Aufmerksamkeiten blieb der Gast stolz. Das war enttäuschend!
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Culture clash.
Nach dem nun der Kaufunwillige alles Kraulen, Lächeln und Zureden kühl abgetan, zog er noch mal eine Schleife –und da ereignete sich Unerhörtes: Es kam zur Begegnung der Arten. Dass es nicht zu ernsthaften Auseinandersetzungen kam, lag einzig und allein an der tiefen Weisheit unseres ersten Gastes. Wie er wohl empfunden haben mag! Wir werden es nie erfahren.